Die Deutsche Post DHL hat einen neuen Messenger namens SIMS.me herausgebracht, jedoch ohne VoIP oder Video. Er ist zur Zeit auf Android und iOS verfügbar. Wir haben ihn gestestet. Beachtet aber, dass dies nur eine Momentaufnahme ist und wir nicht nachvollziehen können was auf der Updateliste steht.
Den Test haben wir auf einem Android Gerät durchgeführt. Obwohl ein leistungsfähiges Gerät (LG G3) verwendet wurde, ist die App sehr träge. Auf einem BlackBerry hapert es an den Google Services, die sind zur Nutzung des Messengers als Android-Version Voraussetzung.
Der Messenger aus Bonn verspricht viel:
- End-zu-End-Verschlüsselung, 256 AES, SSL
- User-read-only, d.h. selbst die Administration kann die Nachrichten nicht lesen
- Passwortschutz
- Selbstzerstörungsfunktion der Nachrichten
- Nachrichten werden auf dem Server gelöscht wenn sie auf dem Empfängergerät eingegangen sind
- Vertrauensstatus – Kontakte müssen bestätigt werden
- Telefonnummern sind verhasht
- Telefonbuch wird nicht auf Server gespeichert
Der Dienst hatte zu Anfang sehr viele Schwierigkeiten. Kontakte konnten nicht geladen werden, Nachrichten wurden nicht zugestellt und vieles mehr. Am ersten Abend wurde daher noch ein Update nachgeschoben und die Serverkapazität verzehnfacht.
Kontakte
Der Dienst arbeitet mit der Telefonnummer. Nicht wie der BlackBerry Messenger (BBM) über eine ID. Es wird zwar eine SIMS.me ID erstellt, ist aber so lang, dass es unpraktikabel ist mit dieser zu arbeiten.
Es wird das gesamte Telefonbuch auf dem Gerät durchsucht und verhasht. Dann soll diese Hashliste auf den Server geladen werden und der Kontaktabgleich findet statt.
Die Kontakte werden auch mit einem Vertrauensstatus versehen, sichtbar an einem Indikator (rot, gelb, gün) seitlich des Profilbildes. Erst mit gegenseitiger Bestätigung durch den Scan des QR-Codes wechselt der Status auf grün. Schlecht wenn man Freunde auf der anderen Seite der Welt hat.
Bedienung
Die App ist noch nicht in die Betriebssysteme integriert. Der Versand von Dateien funktioniert nur aus der App heraus.
Chat und Gruppen
Der Einzelchat ist wie bei jedem Messenger aufgebaut. Hier kann aber nicht wie beim BBM eine weitere Person zum Chat eingeladen werden. Dafür kann man versendeten Nachrichten aber eine Selbstzerstörungsfunktion hinzufügen.
Gruppen können bis zu 100 Mitglieder haben (BBM hat hier die Grenze bei 50), es gibt aber keinen gemeinsamen Kalender oder Listen. Ist vermutlich der Tatsache geschuldet, dass nichts auf dem Server gespeichert werden soll.
Standortfreigabe
Man kann seinen Standort freigeben und diesen auf einer Karte anzeigen lassen. Bei der Android-Version natürlich Google Maps.
Sicherheit
Löblich sind die Versprechen: Nur deutsche Server, nichts wird gespeichert, Passwortschutz der App, Verschlüseslung.
Leider wird zumindest in der Android-Version die Google Services genutzt. D.h. die Daten werden extern verarbeitet und Google trackt sehr gerne alle sein Nutzer.
Desweiteren verschickt (standardmäßig aktiviert) Sims.me anonymisierte und kumulierte Daten an die Adeven GmbH zur Qualitätssicherung und Weiterentwicklung. So steht es in der App, schade nur dass Adeven nun Adjust heißt. Diese Firma ermöglicht es jedem Unternehmen Daten zu Umsatz zu machen.
Die Post möchte aber auch ein Stück vom Kuchen und Datenschutzerklärung steht daher:
“Nur dann, wenn Sie uns zuvor Ihre Einwilligung erteilt haben bzw wenn Sie – soweit gesetzliche Regelungen dies vorsehen – keinen Widerspruch eingelegt haben, nutzen wir die Daten auf für produktbezogene Umfragen und Marketingzwecke.”
Der Nutzer richtet am Anfang ein Passwort ein. Dieses verschlüsselt das RSA2048-Schlüsselpaar, welches wiederum die Verschlüsselung der Daten übernimmt. Es gibt demnach einen öffentlichen und einen privaten Schlüssel und um die Daten einsehen zu können müssen beide vorliegen. Der Nutzer darf aber sein Passwort nicht vergessen, denn sonst bleibt der Post nur die Löschung des Accounts, denn auch sie können es nicht einsehen.
Es bleibt zu hoffen, dass die lokal abgespeicherten Passwörter auch wirklich verschlüsselt sind, hier hatten Android und iOS in der Vergangenheit ihre Probleme.
Es wird eine End-zu-End-Verschlüsselung mit 256 AES und SSL eingesetzt. Der BBM verwendet einen 3-fachen DES 168Bit BBM Scrambling-Key und TLS. BlackBerry nutzt aber eine Hardwareverschlüsselung.
Die Post kommt etwas spät. Dafür mit guten Vorsätzen, aber schlechter Umsetzung. Sims.me ist kostenlos, nur einzelne besondere Funktionen sollen Geld kosten. Der BBM ist kostenlos und bietet dazu noch Voice- und Videocalls an und ist für BlackBerry, Android, iOS und WindowsPhone erhältlich.