John Chen erläutert die Strategien für einen erfolgreichen Turnaround

Als John Chen im November 2013 CEO von BlackBerry wurde, verkündete er, daß er den Turnaround zum Nutzen aller Beteiligten, einschließlich Kunden, Aktionäre und Mitarbeiter, durchführen werde. Das war eine bedeutungsvolle Aussage, aber es zeigte, welche Zuversicht er hierbei hat.

Jetzt hat John Chen auf LinkedIn einige seiner umfassenden Strategien bekannt gegeben:

  • Aufbau einer Problemlösungs-Kultur – wenn ein Unternehmen in Schwierigkeiten ist, verstehen viele Leute die Probleme. Aber weniger Leute verstehen den Weg, wie man die Probleme lösen kann. Wenn man nur über die Probleme redet, dann zieht man jeden nur nach unten. Energie entweicht, Hoffnungslosigkeit herrscht vor. Eine Turnaround Kultur muß positiv sein. Mitarbeiter brauchen die Begierde und das Vertrauen, daß sie die Dinge schaffen werden. Jeder muß den zielstrebigen Wunsch haben gewinnen zu wollen. Leute haben mich gefragt, “Warum wollen Sie Turnarounds machen?”  Ich denke, es ist ähnlich wie die Arbeit in einer Notaufnahme. Wenn ein Patient kommt, fragt man nicht: “Warum ist diese Person verletzt?” Man hilft ihm, bis es ihm besser geht. Das ist die Einstellung, die benötigt wird: eine, die darauf fokussiert ist, Dinge zu reparieren und Lösungen zu finden, und nicht auf die Hindernisse die vor einem liegen.
  • Die Dringlichkeit muss bestehen bleiben – wenn einige Ziele und Meilensteine erreicht sind, darf die Dringlichkeit nicht schwinden. Das kann vernichtend für die Fähigkeit sein, Dinge erledigt zu bekommen. Wenn man in einem Turnaround steckt, fühlen sich Entscheidungen doppelt schwer an. Dies kann dazu führen, daß Mitarbeiter oder auch Führungskräfte sich fühlen, als würden sie feststecken. Das ist die Falle namens “Paralyse durch Analyse”. Nun, einige Punkte der Analyse benötigt man nicht und sollte man auch nicht durchführen. Wenn die Veranda in Flammen steht, würde niemand berechnen, wie lange es dauert, bis das Haus abgebrannt ist. Man wird das Feuer löschen. Im Fall von Blackberry hieß dies dramatisch Kosten zu senken um die Verluste zu minimieren auf dem Weg hin zu wachsenden Gewinnen. Wir haben noch ein paar Wassereimer in der Hand. Niemand kocht unseren Leichenschmaus auf den Flammen, denn wir sind in Bewegung.
  • Achten sie auf ihre Firma, als wäre es ihr Eigenheim – Dinge, die einem nahe stehen, um die kümmert man sich besser. Das ist die Haltung, die ich zu BlackBerry habe, und ich hoffe, meine Mitarbeiter haben diese Haltung auch. Hier ist ein Beispiel: Bei Blackberry, haben wir einen Blick auf all die Zahlungen für Telefonkonten geworfen. Wir fanden einen Manager, der acht Telefonkonten für Mitarbeiter aufrecht erhielt, die bereits die Firma verlassen hatten. Ihre Konten wurden nie ausgeschaltet. Das kann als Kleinigkeit angesehen werden. Aber die kleinen Dinge summieren sich. Dennoch geht es nicht so sehr um den Wert. Es ist der Grad der Achtsamkeit. Ich würde nicht für acht Telefonleitungen bei mir zu Hause bezahlen, wenn ich nur eine benötige. Und das ist die Prämisse für alles was wir tun.
  • Erkenne dich selbst – Jede Frage hat mehrere Antworten; jedes Problem mehrere Lösungen. Auch Entscheidungen – jeder beinhaltet ein geben und nehmen. Man sollte sich nicht die ganze Zeit auf die perfekte Strategie konzentrieren, es gibt keine. Denn mit jedem Nutzen, gibt es auch immer Kosten. Bei einer früheren Firma, die ich zum Turnaround geführt hatte, investierten wir in Unternehmensmobilität zu einem Zeitpunkt, als sie noch als Anbieter von Datenbanken und Data Warehouses bekannt war. Dies verursachte viele Kosten – Entwicklungsgelder in eine ungewisse Industrie zu stecken, und ebenfalls die Aufmerksamkeit des Managements vom Kerngeschäft abzuwenden, obwohl man mit der Konkurrenz kämpft. Aber es hatte auch einen großen Vorteil: Es ermöglichte uns die frühe Führung, was sich als wichtigen Markt entpuppt hat.  Diese Wette ging auf, und war der Schlüssel zu unserem schließlichen Verkauf an SAP für 5,8 Milliarden US-Dollar, 14 mal mehr als unsere niedrigste Bewertung kurz nachdem ich dort CEO wurde. Wenn sie sich selbst kennen, erkennen sie, was Ihre langfristigen Ziele und Strategien sind. Das macht es einfacher, gute Entscheidungen zu treffen. Nicht unbedingt richtige, daß impliziert das es perfekte wären. Und konsequente Durchführung und harte Arbeit wird jede einzelne schlechte Entscheidung überwiegen und ausgleichen, über die Langstrecke gesehen. Und ich bin für die Langstrecke.
  • Ermächtige Mitarbeiter, Risiken einzugehen – Viele Menschen wissen, was das Richtige zu tun ist, aber haben Angst, darüber zu sprechen. Sie sehen, daß andere vermeidbare Fehler machen und denken sich: “Ich wusste, das war nicht das Richtige”, ohne etwas zu sagen. Menschen wollen entweder keine schlechten Nachrichten überbringen, oder sind nicht für die Herausforderung bereit  – in einer respektvollen Art und Weise. Diese Kultur muß sich ändern. Natürlich will man das nicht zum Extrem führen, wo jeder kleine Entscheidung debattiert wird. Nichts wäre getan, wenn in jedem Fall ein Konsens erzielt werden soll. Es gibt immer einen Moment, wo man als Manager angemessen eingreifen muss, und das muß Teil der Kultur sein, denn…
  • Jeder hat eine Rolle – Wenn Sie Mitarbeiter befähigen, werden sie über schlechte Entscheidungen sprechen oder die Initiative ergreifen, um Probleme zu lösen. Egal auf welchem Level man steht, jeder kann etwas beitragen. Sie können Kunden überzeugen, sich für Partner engagieren, helfen Kosten zu reduzieren und bei der Gesamtstrategie behilflich sein. Diese Offenheit erfordert ein paar Dinge. Führungskräfte müssen zuhören können und demütig sein. Ferner darf das Unternehmen keine zu große Führungshirarchie haben. Ansonsten erschwert es den Menschen, ihre Ideen mitteilen zu können. Außerdem bezahlt man seine Mitarbeiter. Warum sollte man ihnen dann nicht auch gewähren, Initiativen zu ergreifen. Man wird das Ergebnis erhalten. Alles in allem ist eine Turnaround-Kultur, daß jeder mit anpackt, um Dinge erledigen zu können. Das erfordert Konzentration auf ein Ziel, und die Befähigung ihrer Mitarbeiter, Risiken einzugehen und über sich hinaus wachsen zu können.
    So kann man gewinnen.

Forumsdiskussion

Quelle

Frank Siedler

BlackBerry 10 rocks!

Schreibe einen Kommentar