“Die meisten von uns machen sich keine Sorgen um die digitale Privatsphäre”, schreibt Reuters Social Media Author Anthony De Rosa. “Sicherlich sieht man den Unmut der Menschen, wenn Facebook wieder ihre Nutzungsbedingungen ändert. Aber nur wenige der mehr als eine Milliarde Nutzer sieht dies als Grund Facebook tatsächlich zu verlassen.”
Laut De Rosa ist ein Teil des Problems, daß vielen von uns eigentlich gar nicht bewußt ist, wie viele Informationen wir über Plattformen wie z. B. Facebook oder Instagram preisgeben. Wir wissen nicht, wie viele persönliche Daten von Marketing Agenturen verkauft werden, noch sind wir uns bewußt, wie diese Daten verwendet werden.
Wenn wir das wüßten, wären wir wahrscheinlich viel vorsichtiger mit den eigenen Daten.
Was man nicht weiß, kann einem schaden
Wenn man ein digitales Verkaufsportal besucht, werden oft die persönlichen Informationen analysiert, um dementsprechend den Preis anzupassen. Alle Informationen von den Suchgewohnheiten, dem eigenen Standort bis hin zum Betriebssystem sind Freiwild. Und dank dieser Daten kann es sein, daß man mehrere hundert Euro mehr für den Einkauf zahlen muss. Und je mehr Daten der Einzelhändler hat, umso besser – zumindest aus der Sicht der Händler.
“Je mehr Informationen Händler über den Kunden haben – Ihr Alter, Geschlecht, Adresse, Beruf und die Aufzeichnung der vorherigen Käufe – umso genauer können sie abschätzen, wie viel mehr sie von ihm verlangen können”, schreibt der Age Economics Editor Ross Gittins.
Beispielsweise:
- Viele Reise-Webseiten modifizieren die Suchergebnisse basierend auf Geräteinformationen, die Kundenhistorie und den Suchverlauf, um den Kunden zu höherpreisigen Suchergebnissen zu führen, oder um mehr bei der Zimmerbuchung zu verlangen.
- Online-Händler passen ihre Preise dem Standort an. Orte mit hohem Einkommen erhalten ermäßigte Preisen.
- Tinders Premium Abo-Service kostet das doppelte der monatlichen Standard-Rate, wenn Sie über 28 Jahre alt sind.
- Fluggesellschaften passen Ticketpreise online und offline auf der Grundlage Ihres Einkommens, Familienstands, Wohnortes und Grund für die Reise an.
Nicht nur die Brieftasche muß leiden, sofern Sie mit Ihren Informationen nicht vorsichtig umgehen:
- Autorin Kayla Brandon entdeckte ihr eigenes Pinterest Foto von ihr und ihrer Großmutter, welches in einer Anzeige für Yoga Facelifts verwendet wurde. Ferner haben Leute Bilder von sich selbst, von Freunden, Familienmitgliedern, Verwandten und sogar ihren Kindern in ähnlichen Anzeigen gefunden.
- Was Sie tun und auf sozialen Medien mitteilen, hat auch direkte Auswirkungen auf Ihre Beschäftigungsfähigkeit. 93% der Arbeitgeber überprüfen soziale Profile der Kandidaten bevor sie eine Entscheidung treffen.
- Wenn Ihre Informationen in die falschen Hände geraten, dann kann das dazu führen, daß Sie durch Spam belästigt werden, Ihre Konten geknackt und gestohlen werden, und sogar danach Ihr Geld abgesaugt wird.
- Wenn man unvorsichtig mit App-Installationen umgeht, kann dies dazu führen, daß diese Apps ihre Texte lesen oder Ihre Kontakte mit Spam überfluten, oder noch ganz andere Dinge anstellen.
Wie kann man seine privaten Informationen besser schützen
Also, was können Sie tun? Wie kann man unangemessene Preise bekämpfen, sich gegen den Diebstahl der persönlichen Daten schützen und Dinge wie Spam und Betrug vermeiden? Dies sind ein paar Möglichkeiten:
- Regelmäßig die Cookies und den Browser-Cache löschen: Wie von der Northeastern University angemerkt wurde, sind Cookies unter den primären Methoden um Benutzerinformationen online zu tracken. Das Löschen des Browserverlaufs und der Cookies verwehrt Einzelhändlern den Zugriff auf viele dieser Informationen.
- Seien Sie sich bewusst, was für Anwendungen Sie installieren: Achten Sie darauf, welche Berechtigungen eine App bei der Installation anfordert. Es ist sinnvoll für eine App wie Instagram, auf Ihre Kamera zugreifen zu können, oder für Google Voice Telefonate führen zu können. Aber muß ein Spiel wirklich die komplette Kontaktliste lesen und ändern können? DTEK von BlackBerry ist ein Tool, das auf dem neuen BlackBerry PRIV Smartphone vorinstalliert ist. Man bekommt einen genauen Überblick über die genutzten Berechtigungen der Apps und wird benachrichtigt, wenn eine etwas Seltsames tut. DTEK ermöglicht einen besseren Schutz Ihrer Privatsphäre.
- Gehen Sie sparsam damit um, was und wie viel Sie online teilen: Je mehr Informationen Sie zur Verfügung stellen, umso mehr Daten haben Einzelhändler und Spammer zur Verfügung (ganz zu schweige Personalchefs). Seien Sie vorsichtig damit, was Sie teilen, denn das Internet speichert alles permanent.
- Schalten Sie GPS aus (oder verweigern Sie, Standortinformationen zu teilen): Durch das Ausschalten der Standortinformationen auf mobilen Geräten verhindern Sie eine Möglichkeit der Internethändler, ihre Preisgestaltung hinsichtlich Ihres Aufenthaltsortes “anzupassen”.
- Verwenden Sie einen vertraulichen Browser und schalten Sie den Inkognito-Modus ein, oder verwenden Sie ein Plugin: Ein Browser wie TOR wirkt Wunder für das anonyme Surfen, und Plugins für Chrome oder Firefox wie Ghostery und Do Not Track machen es Webseiten sehr viel schwerer, Sie zu orten oder zu verfolgen.
Als Endverbraucher gehen wir weit mehr unvorsichtig mit unserem Datenschutz um, als wir es sein sollten. Die Risiken, zu viele Informationen heraus zu geben sind sehr real. Und wenn wir unser Tun und Handeln nicht entsprechend ändern, dann sind wir selbst schuld, wenn wir unser Geld, unsere Würde oder beides verlieren. Die Datensicherheit sollte nicht nur für IT-Abteilungen wichtig sein.
Sie sollte auch für uns Anwender wichtig sein.