Auf der Entwicklerkonferenz Google I/O hat Alphabet neue ambitionierte Pläne vorgestellt: Android soll bald in Fahrzeugen als Betriebssystem zur Verfügung stehen. Daher bekommen Autobauer nun das System Android Automotive kostenlos zur Verfügung gestellt.
Google-Manager Patrick Brady:
Android ist ein offenes System, sie können machen, was sie wollen.
Das neue Betriebssystem auf Basis von Android 7 N soll alle Unterhaltungs- und Informationsanlagen bedienen können. Fahrzeugdaten werden über den CAN-Bus abgegriffen und es wird auch eine Interaktionsmöglichkeit über diese Schnittstelle geben zum Beispiel Bedienung der Fensterheber oder der Klimaanlage. Es wurde aber betont, dass Google keinerlei Zugriff auf die Informationen habe. Die Einbindung der Google Dienste würde über eine separate Lizenz realisiert werden.
Gerade wenn man Auto fährt, will man keine App öffnen, um zum Beispiel einen Tisch im Restaurant zu reservieren. Wenn Spotify im Auto läuft, sollte es aussehen und sich anfühlen wie Spotify, allerdings in einer Art und Weise, die speziell auf das Auto zugeschnitten ist.
Daher wird Google´s neuer Sprachassistent “Google Assistant” eine tragende Rolle spielen und das Bedienelement Nummer eins sein.
Zur Demonstration wurde ein Maserati Ghibli vorgeführt. Das Fahrzeug wurde mit einem 15-Zoll-Touchscreen als Steuereinheit ausgerüstet. Maserati scheint sehr aktiv zu sein, so wurde 2015 schon ein Maserati QuattroPorte GTS als Konzeptfahrzeug zur CES2015 in Las Vegas mit QNX vorgestellt.
Dieses Jahr erhalten die Fahrzeughersteller Spezifikationen und Schnittstellen. Da die Modellzyklen in der Automobilbranche länger sind als in der IT-Branche wird es noch einige Zeit bis zur Marktreife dauern. Dann aber könnte dem Analysten Egil Juliussen, Analyst bei IHS Automotive, zufolge Android Automotive bis zum Jahr 2020 einen Markanteil von 30% erbringen.
Brady:
Es ist kostenlos, standardisiert und sie müssen sich nicht um Software-Pflege und das Stopfen von Sicherheitslücken kümmern.
Gerade der letzte Punkt ist prekär. So sind Android Smartphones sehr oft von Sicherheitslücken betroffen. Hier bleibt zu hoffen, dass Google eine ähnliche Updatepolitik wie für die Nexus Geräte durchführt, nämlich zeitnah. Obwohl das gerade für Google ein dehnbarer Begriff ist.
Softwarepflege und Updates benötigen aber eine Datenverbindung. Hier wird es interessant: eine eingebaute SIM wie zum Beispiel bei BMW Fahrzeugen, Datennutzung der Smartphone SIM oder über USB / ODB Stecker in der Werkstatt oder daheim?
Böse Zungen behaupten: Nach zwei Jahren gibt es eh kein Update mehr, dann muss ich mir ein neues Auto kaufen.
Die beiden Größen Alphabet und Apple sind eh auf dem Vormarsch: Android Auto und Apple CarPlay bieten eine Spiegelung des Smartphones auf die Headunit im Fahrzeug. Google zieht das Tempo aber an: Android Auto wird es bald auch ohne eine Fahrzeugunterstützung geben. Durch ein kommendes Update wird die Software als Standalone Lösung direkt auf dem Smartphone laufen. Damit wäre Google auch in älteren Autos vertreten.
QNX bietet Unterstützung für Android Auto und Apple CarPlay an. Desweiteren wird es als embedded System in über 60 Millionen Fahrzeugen eingesetzt.
Ein Betriebssystem in einem Fahrzeug muss verlässlich und sicher sein. Hier kann das QNX-Betriebssystem Automotive Safety 1.0 punkten: Es ist bis zum Automotive Safety Integrity Level D zertifiziert – dies ist das höchste erreichbare Niveau.
Grant Courville, Direktor Produktmanagement QNX Software Systems:
Sicherheitskritische Systeme sind seit fast 30 Jahren unser Brot. Diese Erfahrung kombiniert mit unserer bewährten Kompetenz in Sicherheitszertifizierungen und Software, welche in Millionen von Fahrzeugen eingesetzt wird, macht QNX zum idealen Betriebssystem-Zulieferer für Automobilunternehmen, welche Systeme nach ISO 26262 entwickeln.