Der Internet-Unternehmer Marco Arment hat die kommende Technologie der künstlichen Intelligenz (KI) bewertet und nimmt dazu auch die an dem Thema arbeitenden Unternehmen unter die Lupe. Viele andere Medien machten daraus: Apple wird bald das BlackBerry Schicksal ereilen. Ziemlich kurz gedacht.
Ein BlackBerry war bis zum Markteintritt des iPhones der “König der Smartphones”. Alle Yuppies mussten ein BlackBerry besitzen.
War ja auch klar. So war BlackBerry derzeit unereicht wenn es um mobile Kommunikation ging. Per Push hatte man seine E-Mails in Echtzeit auf dem mobilen Begleiter. Auch Sicherheit wurde und wird groß geschrieben. Denn die Geräte von BlackBerry sind auf EMM ausgelegt.
Doch das iPhone brachte den Markt in Wallung:
- Privatpersonen wollten auch mobil kommunizieren
- Nur auf Glas zu tippen stört die Nutzer nicht
- Man kann auch auf Smartphones spielen und Filme schauen oder sogar shoppen
Arment meint, dass es nun aber nach einer Dekade iPhone schwer werden könnte für Apple: Alle Größen der Techindustrie arbeiten an einer KI oder deren Umsetzung. Doch von Apple höre man nichts.
Apple setzt für seine System den Sprachassistenten Siri Personal Assistant ein. Bald wohl auch auf dem Desktop unter Mac OS X. Doch ist das System keine Eigenentwicklung. Apple kaufte 2010 das Unternehmen Siri.
Alle anderen großen Vertreter haben da ihre Eisen schon im Feuer: Facebook hat “M”, Microsoft “Cortana” (bald auch in breiter Masse auf Android und iOS) und Google kommt diesen Sommer mit dem neuen Messenger “Allo”.
Generell muss ich ihm Recht geben:
Apple wird sich in einer ähnlichen Position wie BlackBerry vor einer Dekade vorfinden: Was sie imstande sind zu tun, trotz dass sie es gut machen, wird nicht mehr reichen und sie werden den Anschluss verlieren.
Arment und weitere Medien reduzieren BlackBerry auf das “alte RIM”, Hersteller von Handhelds. Ja, BlackBerry war unangefochten die Nummer Eins und wurde zusammen mit Nokia ziemlich schnell zu Fall gebracht. BlackBerry OS10 und die neuen Geräte kamen zu spät und waren teilweise nicht konkurrenzfähig. Vieles mit der heißen Nadel gestrickt, doch immer noch zu spät.
Doch BlackBerry ist mehr als nur ein Hersteller von mobilen Endgeräten und war es auch schon damals. Wer betreibt denn ein eigenes NOC (Network Operation Center)? Außer Good Technology mit der Good Secure Cloud, die Firma wurde aber nun übernommen.
BlackBerry CEO John Chen hat es schon mehrmals betont: BlackBerry ist im Turnaround und das wird dauern. Im November 2013 übernahm er den Posten als CEO, hat also noch etwas Zeit mit seinem 5-Jahres-Plan.
BlackBerry forciert nicht nur das Hardwaregeschäft, sondern auch das Softwaregeschäft. Mit der eigenen EMM-Lösung BES12 ist man breit aufgestellt da man mit dieser Lösung alle marktrelevanten Systeme verwalten kann.
Auch die letzten Übernahmen machen die Neuausrichtung klar:
- Verschlüsselte Sprach- und Textkommunikation (Secusmart)
- Krisenkommunikation (AtHoc)
- EFSS (WatchDox)
- Cybersecurity Consulting (Encription)
- Kompetenzerweiterung EMM (Good Technology)
Und die Übernahme von QNX im Jahre 2010 nicht zu vergessen. Dessen OS ist eines der sichersten und wird zum Beispiel in über 60 Millionen Fahrzeugen eingesetzt.
BlackBerry spezialisiert sich auch im Bereich Internet of Things (IoT): Die eigene Infrastruktur wird zur sicheren Datenverarbeitung im Transport- und Medizinsektor eingesetzt.
Dem letzten Gartner Bericht zufolge, liegt BlackBerry bei 0,2% Marktanteil im Smartphonemarkt. BlackBerry erwirtschaftet aber einen Großteil seines Umsatzes (527 Millionen US-Dollar Q4 Fiskaljahr 2015) im Software Segment. Der CEO gab zu, dass das Unternehmen sich dessen erst bewusst werden muss. BlackBerry ist auch ein Softwareunternehmen.
Der CEO möchte aber weiterhin Endgeräte anbieten. Es sei die Verbindung zum Kunden. Daher auch der Wechsel auf Android und zwei Neugeräte im Fiskaljahr 2017.
Ohne Endgeräte geht man den IBM Weg: Software für die breite Masse ohne in der ersten Reihe stehen zu müssen.
Interessanter Weise begeht auch Microsoft diesen Weg. Die Namensrechte von Nokia bzw Lumia wurden veräußert und Windows 10 Mobile spielt dieses Jahr eine untergeordnete Position, ob sich das demnächst ändert bleibt abzuwarten. Aber mit Office 365, EMS und Azure ist man eh in der breiten Masse vertreten.
Das Portfolio von BlackBerry ist sehr gut abgestimmt, bietet zertifizierte Sicherheit mit gleichzeitiger Skalierbarkeit und Work Life Balance sowie eine gute Reputation. Man deckt die höchsten Sicherheitsanforderungen für Unternehmen und Regierungen ab. Doch auch hier nehmen iPhone und Windows 10 langsam Fahrt auf. Zum Beispiel wird die Polizei in New York bald 36.000 Windows Geräte im Einsatz haben und manch eine Behörde wie das Weiße Haus setzen auf iPhones.
Die Einschätzung von Arment und die Medienberichte zu seinem Kommentar zeigen eins:
BlackBerry spricht zu leise; und meistens zu spät!