BlackBerry ist tot, lang lebe BlackBerry!

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Für einige BlackBerry Fans ist heute die Welt untergegangen: BlackBerry lagert die Smartphonesparte aus und lizenziert die eigene Marke und Patente. War das überraschend? Völlig neu? Gut fürs Business?

BlackBerry ist und war mehr als ein Hersteller von Smartphones. Schon von Anfang betrieb man ein eigenes Network Operation Center (NOC). Firmenkunden konnten die damals noch als BlackBerry Enterprise Server bekannte Serversoftware nutzen, um IT-Richtlinien auf die Geräte zu pushen.

BES12 klein

Das eigene Betriebssystem verlor an Bedeutung, egal in welcher Version und in diesem Text auch egal warum. Die Firma öffnete sich durch Zukauf anderen Betriebssystemen und nach einer ersten Version (BES10) wurde der BlackBerry Enterprise Service (BES12) sehr geschätzt, gerade in regulierten Branchen. Die nächste Version steht an und wird den ausgezeichneten Container und die ähnliche Technik des ehemaligen Rivalen Good Technology integrieren. Hier wäre eine gute Chance für ein Rebranding.

BES12 Cloud Banner

Dazu hat BlackBerry ein Software Portfolio, dass einem fast keine Wünsche offen lässt: VPN, EFFS, Container für alle OS, verschlüsselte Kommunikation, Zertifizierungsstelle, IT-Security Consultingfirma, IoT Plattform. Und das alle on-premise oder in der Cloud.
Die Basis von BlackBerry OS10, QNX, wird in einer Vielzahl an Produkten im Bereich IoT eingesetzt.

Man muss zugeben, eigene Smartphones braucht BlackBerry nicht wirklich. Man bleibt an der Basis und bietet die Plattform an, egal ob IoT, Enterprise, Automotive, Embedded Systems etc. Microsoft mit Azure und Amazon mit AWS fahren sehr gut damit und generieren regelmäßige Einnahmen. Doch sind eigene Smartphones das direkte Bindeglied zum Nutzer. Auch im Automotive Bereich weiß kaum einer, dass fast 60 Millionen Fahrzeuge BlackBerry Software einsetzen.

Nun will BlackBerry die Hardware in Lizenz in Auftrag geben.

Pro:

  • Drastisch niedrigere Kosten: keine Entwicklung, kein Lager, keine Supply Chain
  • Stetige Einnahmen durch die Lizenzierung
  • Man setzt auf Android, 80% Marktanteil
  • Wenn es genug Hersteller lizenzieren hat man eine breite Produktpalette
  • Innovationen können in eine andere, positive Richtung gehen
  • Es können weiterhin BlackBerry Smartphones den Markt erreichen

Contra:

  • Durch Lizenzierung und Nicht-Teilnahme an Joint Ventures kann BlackBerry die Entwicklung nur durch Vorgaben der Sicherheit und Mindestanforderungen beeinflussen
  • Man setzt auf Android, ein System, welches nicht gerade für Sicherheit bekannt ist
  • Wenn BlackBerry kaum oder nur kleine lokale Hersteller zur Lizenzierung bringt, bringt es der Marke nicht viel
  • Wenn ein Hersteller hohe Abschreibungen durch BlackBerry Smartphones erleidet, werden andere Hersteller es sich zweimal überlegen
  • Würde der Nutzer einen Bezug zu BlackBerry herstellen können oder dürfen?
  • Sollte ein BlackBerry gebrandetes Smartphone ein völliges Desaster sein, wer bekommt den Spot ab?
  • Es sind keine richtigen BlackBerry Smartphones

BlackBerry ist schon lange eine “Softwarebude”, nur eben sicher und an der Basis. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht macht diese Entscheidung durchaus Sinn.
Leider war mal wieder die Kommunikation nicht standesgemäß.
Aber auch manche Medien haben den Sinn der Entscheidung nicht wirklich verstanden oder setzen Clickbaiting Überschriften.

roi

Wie die Überschrift schon aussagt:

BlackBerry ist tot, lang lebe BlackBerry.

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