Vergleich: BlackBerry vs Nokia / Microsoft Lumia

Ich habe ein Nokia / Microsoft Lumia 930 mit WindowsPhone 8.1 hier und vergleiche es mit BlackBerry OS10 Geräten mit OS10.3.1 Software.

Warum das Lumia930? Es soll im Sommer Windows 10 erhalten. Das Konzept: Ein Windows auf allen Geräten, egal ob PC, Smartphone oder Tablet. Das Konzept könnte es BlackBerry richtig schwer machen.

Das Lumia 930 wurde mal als “CEO der Smartphones” beworben. Schauen wir es uns im Vergleich zum BlackBerry Z30 an.

Um der Hardware gerecht zu werden, habe ich auch noch ein BlackBerry Passport miteinbezogen, denn das Z30 hat “nur” einen Dual-Core mit 1,7GHz und Passport sowie Lumia 930 einen Quad-Core mit 2,2GHz. Notwendig ist dies jedoch nicht, da das Z30 teilweise schneller arbeitet.

Alle 3 Geräte sind sehr gut verarbeitet. Es knackt nichts, die Spaltmaße sind klein und gleichmäßig. Alle 3 Geräte haben ein ordentliches Gewicht und eine haptisch haftende Rückseite. BlackBerry hat den Powerknopf an der Geräteoberseite und das Lumia an der rechten Seite. Beim Lumia gefällt mit dies besser, da man zum Sperren des Geräts nicht umgreifen muss. Zum Entsperren muss man bei keinem Gerät den Knopf betätigen: Bei BlackBerry streicht man von unten nach oben und das Lumia wacht durch einen Doppeltipper auf das Display auf.

Das Display des Lumias ist wirklich sehr gut. 5 Zoll, Full HD (1920*1080 Pixel), sehr schöne Farbwiedergabe und sehr hell. Das BlackBerry Z30 hat dagegen 1280*720 Pixel auf seinen 5 Zoll und ist nicht so leuchtstark. Das Passport besitzt einen 1:1 Bildschirm mit 1440*1440 Pixel. Bei den 3 Displays spielt der Blickwinkel keine Rolle, es wird nicht verfälscht.

Gerätestart und Einrichtung

Das Lumia 930 startet schnell, schneller als ein BlackBerry. Bei der Ersteinrichtung muss man ein Outlook-Konto anlegen oder anmelden. Ohne Konto geht es nicht. Was ich gut fand: Man wird gefragt, ob ich die empfohlenen Einstellungen verwenden möchte. Wer schlägt sich schon gerne damit rum. Ich habe dann aber die andere Variante genommen und wollte sehen, welche Einstellungen dies betrifft. Nutzt man die empfohlenen Einstellung, wird ALLES an Microsoft und Partner geschickt. Es wird eine Werbe-ID erstellt. Selbst die Tastatureingaben werden an MS versendet, um die Wortvorschläge zu verbessern heißt es. In meinen Augen ist es fatal. Aber leider machen sich die meisten Nutzer keine Gedanken darüber.

Man merkt auch, dass WindowsPhone sehr auf die Cloud ausgerichtet ist: Kontakte, Kalender und E-Mail werden auf den Servern verarbeitet. Dateien können automatisch mit der Cloud synchronisiert werden. Für das Nutzererlebnis wirklich schön, wie sieht es aber mit dem Schutz der Daten aus.

Viele beschweren sich über die Einstellungen eines BlackBerry Gerätes. Es sei zu viel und unübersichtlich.

Ja, es ist viel. Dafür kann man aber auch alles einstellen und die Standardeinstellungen passen für die meisten Nutzer. Desweiteren kann man sich noch anhand der Symbole entlang hangeln.

Schaut man sich aber ein WindowsPhone Gerät an, schlägt man die Hände über den Kopf zusammen.

Das Einstellungsmenü ist eine Liste an übergeordneten Punkten, ohne erkennbare Logik sortiert.
Ich wollte gestern Abend noch etwas auf dem Lumia lesen und das Display war mir zu hell. Zuerst in die Einstellungen, Helligkeit, dort die Automatik deaktiviert und die Stufe “Niedrig” eingestellt. Es war immer noch zu hell. Also zurück in die Hauptansicht der Einstellungen und fast ganz nach unten auf Anzeige. Dort kann man dann das Helligkeitsprofil in einem weiteren Unterpunkt anpassen. Man hat das Gefühl, dass neue Optionen einfach unten an die Liste angehangen werden. Sinn macht es keinen.

Betriebssystem und Apps

Auf den BlackBerry Geräten habe ich OS10.3.1 und auf dem Lumia ist WindowsPhone 8.1. Beides performante Systeme. Es läuft alles flüssig und es sind keine Ruckler zu erkennen.

Beide Systeme sind nicht gerade mit nativen Apps gesegnet, doch bei BlackBerry sieht es um einiges besser aus. Dazu kommt noch die Möglichkeit Android Apps zu installieren.

Aber bei WindowsPhone grenzt es schon an Dreistigkeit. Keine Stoppuhr, keine Taschenlampe und der Taschenrechner ist ein einfacher Rechner für die Grundrechenarten. Das zieht sich durch das Betriebssystem. Unbefriedigend.

Bei WindowsPhone werde ich vor Installation einer App aus dem Store gefragt, ob ich den App Berechtigungen zustimme. Erst nach Zustimmung kann ich installieren. Und die Berechtigungen kann ich auch nicht bearbeiten. Anders bei BlackBerry: Hier kann ich die Berechtigungen z.B. auf GPS oder Kontakte entziehen und die App läuft trotzdem noch.

So bin ich auf der Suche nach eine Taschenlampe auf circa 20 Apps gestoßen, teilweise sollten sie auch einen kleinen Betrag kosten, die aber komischerweise alle auf meine Daten oder Kontakte zugreifen wollen. Nein danke!

Wenn ich als Nutzer von WindowsPhone eine Kreditkarte hinterlege, kann ich mit nur 2 Klicks eine App kaufen. Keine Passwortabfrage oder dergleichen.

Bei BlackBerry werde ich standardmäßig immer nach meinem ID-Passwort gefragt. Deaktiviere ich es, muss ich trotzdem nach 30 Minuten das Passwort eingeben.

Gerätezugang und Sicherheit

WindowsPhone bietet zur Entsperrung des Gerätes an, ein Kennwort zu setzen. Das war es.

Bei BlackBerry kann ich mehrere Möglichkeiten nutzen: Kennwort und Bild Kennwort. Das Bild Kennwort ist einzigartig. Es wird ein Zahlenraster auf einem Bild angezeigt und man muss die richtige Zahl auf den richtigen Punkt des Bildes ziehen, um das Gerät zu entsperren.
Gerätespeicher und SD-Karte kann ich bei einem BlackBerry verschlüsseln.

Aber sowohl das Lumia wie auch die BlackBerry Geräte kann ich über den Screen entsperren, ich brauche den Powerknopf nicht zu drücken.

Design des Betriebssystems, Bedienung und Benachrichtigungen

WindowsPhone hat als Homescreen die Live Tiles. Das sind in der Größe änderbare Rechtecke, die auch aktuelle Daten anzeigen können und auch in Ordnern organisiert werden können.

wp_ss_20150203_0001Wischt man von rechts nach links kommt man in die Übersicht der installierten Apps.

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BlackBerry zeigt die Apps in einem Iconraster an. Auch hier kann man Ordner anlegen.

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Geöffnete Apps werden bei BlackBerry auf einem Bildschirm angezeigt, maximal 8 und heißen ActiveFrames. Diese können auch aktuelle Daten darstellen.

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Und hier sind wir schon beim Multitasking. Wie man anhand des Bildes von BlackBerry sieht, kann ich sehr schnell die Anwendungen wechseln. Bei WindowsPhone muss ich die Zurücktaste unterhalb des Bildschirms lange drücken und komme dann in die Übersicht der geöffneten Apps.

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Bedienung:
WindowsPhone versteht kaum Wischgesten. Man muss sehr oft umgreifen und die drei kapazitiven Tasten unterhalb des Bildschirms verwenden. BlackBerry OS10 braucht keine Taste, es wird alles on Screen per Wischgesten bedient. Viel schneller und ergonomischer als WindowsPhone.

Möchte ich schnell etwas ändern, z.B. ein anderes Profil oder WLAN deaktivieren, so kann ich bei WindowsPhone von oben nach unten wischen und es öffnet sich das Benachrichtigungscenter, welches eines sein möchte, dazu aber später mehr. Dort kann man sich am oberen Ende 4 Funktionen ablegen.

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BlackBerry bietet hier um einiges mehr. Es sind immer 2 Schaltflächen: links das kleine Symbol um die Aktion durchzuführen und rechts das größere um die Funktion zu bearbeiten.

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Aber keine Benachrichtigungen werden jetzt einige schreien.

Die Benachrichtigungen sind bei BlackBerry alle im BlackBerry Hub. Und nicht nur das: es sind die Nachrichten an sich und ich kann komplett mit ihnen interagieren.

WindowsPhone zeigt mir die Benachrichtigungen an. Öffnet man diese, öffnet sich damit die dazugehörige App. Und das dauert. Dies soll sich im Sommer mit Windows 10 ändern. Dann soll man auch interagieren können.

Was mir definitiv beim Lumia fehlt: Eine Benachrichtigungs-LED. BlackBerry hat diese verbaut und man kann die Farbe für jedes einzelne Kommunikationskonto mit OS10.3.1 definieren.

Inhalte teilen

Egal in welchem Bereich, BlackBerry bietet mir an die Inhalte über die hinterlegten Konten (E-Mail, BBM, Facebook und Co) schnell zu teilen. Sei es über einen Button oder wenn ich etwas markiere.

WindowsPhone: Fehlanzeige. Etwas markieren, Anwendung schließen, andere Anwendung öffnen und einfügen. Langsam und ineffizient.

Auch die Tastatur von BlackBerry ist meiner Meinung nach ungeschlagen, sei es Hardware oder Tastatur. Ich schreibe auf dem Z30 deutlich schneller als auf dem Lumia. Das Lumia bietet eine Wischtastatur an: Ich wische von einem Buchstaben zum nächsten ohne abzusetzen.
Beim BlackBerry tippe ich auf die Buchstaben. Auf dem nächsten Buchstaben wird schon ein passender Wortvorschlag angezeigt, den ich schnell nach oben wischen kann und er wird im Text übernommen. Definitiv schneller!

Browser

Der Browser von WindowsPhone 8.1 kann es in Sachen Geschwindigkeit nicht mit dem Browser von BlackBerry OS10 aufnehmen, er ist hoffnungslos unterlegen. Allein der Request einer Seite dauert lange.
Aber er hat eine do-not-track Option, die BlackBerry fehlt. Peinlich für BlackBerry.
Und der Browser von WindowsPhone hat weniger Darstellungsprobleme als der BlackBerry Browser, so werden Schaltflächen auch korrekt angezeigt.

Medien

In Sachen Medien ist die Kamera des Lumia 930 wirklich top. Man hat einen eigenen Kameraknopf an der Geräteseite, mit Fokusstellung. Dies fehlt BlackBerry. Die Kamera arbeitet schnell und löst hoch auf, doch die Software bearbeitet die Bilder teilweise zu stark und bei geringem Licht ist das Bildrauschen extrem.

Die Fotobearbeitung ist dank der Lumia Software wirklich gut, obwohl man am Anfang ein wenig von den ganzen Funktionen erschlagen wird. Da kann BlackBerry nicht so viel bieten. Aber auch mit diesen Geräten kann man schnell und qualitativ gut Fotos bearbeiten oder einen kleinen Film aus seinen eigenen Medien erstellen.

Möchte man Musik hören, ohne Kopfhörer, ist man bei BlackBerry besser aufgehoben. Das Z30 und das Passport haben Stereo Lautsprecher, das Lumia einen Mono, der auch noch nach unten abstrahlt. Liegen die Geräte mit dem Display nach oben, ist das Lumia kaum zu hören und der Sound ist nicht gerade qualitativ.

Fazit

Ich wollte eigentlich einen großen Test machen und das Lumia länger als 24 Stunden benutzen. Es gibt einige Punkte, die ich nicht angesprochen habe. Aber der Workflow und die Datensicherheit haben mich schnell eines besseren belehrt.

Von der Leistung her brauchen sich Dual-Core Geräte mit BlackBerry OS10 nicht verstecken. Das System ist sehr performant.

Die Hardware des Nokia Lumia ist wirklich super, aber die Software leider noch nicht in allen Punkten.

Ich kann nicht nachvollziehen, warum Firmen WindowsPhone Geräte einsetzen. Wenig produktiv und Sicherheit sieht anders aus als die gebotene Leistung eines WindowsPhone. Zumindest nach den voreingestellten und empfohlenen Einstellungen. Hier sind die Admins gefragt.
Das viele Privatnutzer ein WindowsPhone nutzen: Bunte Farben und geniale Werbung. Dazu kommt noch ein Desinteresse zur Datensicherheit nach dem Motto “Ich habe ja nichts zu verbergen”.

Ich habe zum Beispiel auch keine Kontrolle über meine Daten bei WindowsPhone: Wer schickt was an wen. Und die lokalen Daten zu bearbeiten ist ein Witz. Kein Datei Manager und die Dateien werden nach Typ in einen Ordner gespeichert. Viel Spaß beim Suchen.

Nachtrag: die App Files bzw Dateien von Microsoft hat es nicht mehr rechtzeitig ins CoreOS geschafft und muss daher noch nachträglich installiert werden. Dann hat man auch einen Datei Explorer.

Im Sommer wird Windows 10 erscheinen. Dann werden die Karten wieder neu gemischt. Das Konzept setzt voll auf die Marktdurchdringung von Microsoft: Egal ob ich am PC oder Smartphone sitze, ich merke keinen Unterschied um Workflow, meiner Dateien oder Apps. Es ist alles identisch. Wie sich das mit Sicherheitskonzepten in Firmen vereinbaren lässt….. Schwierig.

Sobald Windows 10 erhältlich ist wird dieser Test natürlich nochmal durchgeführt. Und auch eine MDM Anbindung werde ich testen.

Da hat BlackBerry mit BES12 und BlackBerry Balance, die strikte Trennung von privaten und geschäftlichen Daten, die weit besseren Karten.

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