Warum die Vermarktung von BB10 versagt hat

Jüngst hat BlackBerry CEO John Chen das „Eingeständnis“ gemacht, dass BlackBerry seine frühere Reputation wiedererlangen muss, um neue bzw. ehemalige Kunden (wieder) zu gewinnen. Ob dies tatsächlich ein Eingeständnis war, bleibt allerdings abzuwarten. Zu häufig haben wir in den vergangenen Jahren gedacht, BlackBerry hätte seine Hausaufgaben in diesem Bereich gemacht.

So wurde beispielsweise die Ernennung von Frank Boulben zum Marketing Vorstand unter (Ex-) CEO Thorsten Heins mit großen Vorschusslorbeeren bedacht. Und ja, auch wir haben gedacht, dass das Thema Marketing nun endlich angegangen wird, schließlich gab es plausible Gründe dafür. Zum einen war der Zeitpunkt sinnig, da der Launch von BB10 kurz bevor stand. Es war also nur verständlich, dass man für die alte Gerätegeneration keine große Werbung mehr betreiben würde. Auch waren die ersten damals durch Netz kursierenden Interviews mit Frank Boulben gespickt mit seinerzeit „noch nicht näher zu bezeichnenden“ Ankündigungen seinerseits. Was dann passiert ist, vor allem was von der Öffentlichkeit wahrgenommen wurde, war nicht allzu viel bzw. allzu ausdauernd.

Wie wurde geworben?

Zunächst wurde Alicia Keys auf dem Launchevent zu BB10 zum Creative Director erklärt. Ein Marketinggag, der zunächst angekommen ist. Bis, ja bis die Gute bereits kurz nach ihrer Ernennung wiederholt Tweets von ihrem iPhone aus in die Welt sandte. Die Glaubwürdigkeit der gesamten Kampagne mit Alicia Keys war also hinfällig.

Zur Überraschung vieler folgte Anfang Februar 2013 ein Werbespot im vielbeachteten Superbowl in Amerika. Der Werbespot galt damals auch in der Tat als kreativ, verpasste es jedoch bravourös die Message hinter dem Spot, nämlich wie flüssig man in OS 10 von App zu App oder von App zum Hub navigieren kann, an die Kunden heranzutragen. Natürlich war auch der Zeitpunkt der Ausstrahlung wenig clever gewählt. Zwar lässt sich ein Großevent wie der Superbowl nicht verschieben, die große Masse wurde mit entsprechenden Zuschauerzahlen ja auch erreicht, doch war BB10 zu diesem Zeitpunkt vor grade einmal 4 Tagen gelaunched. Wenig verwunderlich also, dass der Großteil der Zuschauer völlig überrumpelt waren und nicht wirklich etwas mit dem etwas kryptisch anmutenden Werbespot anzufangen wussten. Diejenigen, die daraufhin Informationen zum Thema gesucht haben, dürften zum damaligen Zeitpunkt nicht allzu fündig geworden sein.

 

 

Ebenfalls im ersten Quartal 2013 gab BlackBerry die bis heute andauernde Koperation mit dem Mercedes AMG Petronas Formel 1 Team bekannt, über die wie hier bereits häufiger geschrieben haben.

Nach den drei wohl kostenintensiven Aktionen war das Marketingbudget offenbar nahezu erschöpft, so blieb es, zumindest hierzulande, bei einigen Fernsehspots über den Zeitraum von wenigen Monaten sowie der ein oder anderen Anzeige in den gängigen Printmedien. Einzig noch herausstechend war diese geniale Idee, die allerdings erneut von den wenigsten verstanden wurde.

 

Für alle, die etwas bewegen.
Für alle, die etwas bewegen.

 

Alles in allem war in den Monaten nach dem Launch von OS10 also schon einiges mehr an Marketing zu erkennen, als man es gewohnt war. Leider kam die Message jedoch nicht an.

 Was hätte mehr Werbung gebracht?

Fairer Weise muss man an dieser Stelle auch hinterfragen, ob weitere Investitionen zum damaligen Zeitpunkt nicht auch verbranntes Geld gewesen wären. Für die Die-Hard BlackBerry Fans war BB10 die große Errungenschaft im Jahre 2013. Für alle anderen jedoch, die über die Werbung einen Blick auf die neue Generation geworfen haben oder hätten, wäre BlackBerry 10 wohl zunächst ein Rückschritt gewesen. Es war dabei jedoch nicht das System an sich, sondern der Entwicklungsstand desselbigen. Obschon der Großteil der Funktionen flüssig liefen, fehlte doch das ein oder andere Feature, welches mit den zügig nachgereichten Updates jedoch nach und nach eingeführt worden sind. Egal ob (beispielsweise) Picture Password, Quick-Notifications oder das Ausführen von bestimmten Apps im Hintergrund (Headless), welche alle erst mit 10.2.1 Ende Januar 2014 eingeführt wurden, das Betriebssystem wächst stetig weiter und zieht langsam mit der Konkurrenz gleich.

Welche Aussicht bleibt?

Spätestens mit der nächsten Version (nach der sich bereits in der Betaphase befindlichen Version 10.3.2), die eine gewisse Anzahl an neuen Funktionen sowie gerüchteweise auch eine neue Optik mit sich bringt, steht zu überlegen, ob man nicht nochmal ein paar Marketingdollars in die Hand nimmt und ein dann zunehmend ausgereiftes System vermarktet.

John Chen möchte ja die Reputation seines Unternehmens wiederherstellen. Einige Möglichkeiten hierzu wollen wir in einem weiteren Artikel in den kommenden Tagen besprechen.

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