WWDC, BlackBerry Jam und die Zukunft der nativen Apps

Als Apple am Montag seine jährliche Entwickler Konferenz in San Francisco abhielt, kamen sie wieder hoch, die Erinnerungen an vergangene Tage. Und mit den Erinnerungen, kamen die Fragen über die Zukunft.

Vergangene Tage wie damals, als sich Alec Saunders in seiner Funktion als Vice President of Developer Relations & Ecosystem Development für ähnliche Events im Hause BlackBerry verantwortlich zeichnete. Die großen Entwicklerevents, BlackBerry Jam genannt, haben die Developer Community „around the Globe“ zusammengebracht, die kleineren, BlackBerry Jam Tour genannt, brachten die lokale Dev Community zusammen. Letztere fanden regelmäßig in zahlreichen Städten weltweit statt und dienten hauptsächlich der Vorstellung der vielfältigen, damals neuen Entwicklungsmöglichkeiten für das lange erwartete Betriebssystem BB10. Man konnte viel lernen, Kontakte knüpfen und mit ein wenig Glück ein BB10 Developer Device abstauben, um seine Programmierkünste (oder auch nicht Künste) “on Device” testen zu können.

Auf die Jam Tour folgten mehrere BlackBerry Jams, welche abwechselnd, mal in Asien, mal in Europa und mal in Nordamerika stattfanden. Im Gegensatz zu den eintägigen Jam Tour Veranstaltungen boten diese 2-3 tätigen Events erheblich mehr Möglichkeiten. So konnten neben der Keynote verschiedene Sessions besucht werden, es konnte Kontakt zu vielen damals noch hochrangigen Mitgliedern des BlackBerry Dev Teams, den sogenannten Evangelists, aufgenommen werden oder einfach ein Schwätzchen unter Gleichgesinnten gehalten werden.

Und heutzutage?

Die Zeit der Developer Conferences scheint erstmal vorbei im Hause BlackBerry. Aber ist es auch die Zeit des Native Developments? Leider nicht unwahrscheinlich. CEO John Chen sieht die Consumer bei Android Apps ausreichend gut aufgehoben. Manche laufen flüssig, ja…aber wieviele sind es? Und was ist mit dem Rest?

Sorry John, aber es ist schon ein Stück weit eine Schande, ein derart modernes Betriebssystem mit all seinen Gesten, Funktionen etc. zu nutzen, um dann auf etwa halbgare Android Apps (in Bezug auf die Benutzung auf BB10) zurückgreifen zu müssen. Auf Android Smartphones mögen viele Android Apps flüssig laufen, keine Frage. Auf BlackBerry Devices zeigt sich nach wie vor eine große Streuung, was die Qualität der Android Apps angeht. Natürlich wird auch die Android Runtime von Version zu Version immer zuverlässiger, Teilnehmer des 10.3.2. Beta Programms wissen bereits seit längerem zu Berichten, dass mit dem kommenden OS Update erneut ein großer Schritt in diese Richtung gegangen wird und Android Apps künftig flüssiger laufen.

Der Großteil der nativen BlackBerry Apps hingegen läuft seit eh und je großartig und die meisten sind benutzerfreundlich und zur effektiven Nutzung gestaltet. Müssen wir uns wirklich damit abgeben, künftig wieder in der, aus Sicht von BB10, Vergangenheit zu leben? Müssen wir künftig wieder einen “Back Button” drücken, der sich zumeist noch am oberen Ende der immer größer werdenden Smartphone Displays befindet, statt wie bei den meisten nativen Apps mit einer flüssigen Geste das Thema zu erledigen? Und was ist mit den großartig gestalteten Menüs? Alles für die Katz? Native Development nur noch für Business Apps? Und überhaupt, wo bleibt der benefit für BlackBerry Nutzer, wenn immer weniger native Apps gefördert bzw. entwickelt werden? Benötigt man dann noch ein BlackBerry Device? Sicherheitstechnisch ja (noch), Nutzungstechnisch nein, hat schon John Chen die Zukunft mit der BlackBerry Experience Suite doch bereits vorgezeichnet.

 

Experience Suite
Das Konzept der BlackBerry Experience Suite(n)

Wer alle benötigten BlackBerry Funktionen auf den anderen Systemen zur Verfügung stehen hat, wird bald keine BlackBerry Hardware mehr benötigen. Der Ausstieg aus dem Hardwaregeschäft wird hiermit zumindest als Alternativplan bereits vorbereitet. Ob es so kommen wird und wenn ja, ob nur für den Consumer Markt oder auch für Enterprise Markt, bleibt abzuwarten. Fraglich ist dann jedenfalls, ob sich Client basierte Funktionen wie BlackBerry Balance auch auf anderen Devices einrichten lassen. Unseres Erachtens dürften sich weder Apple, noch Windows oder die zahlreichen Hersteller von Android Smartphones davon begeistern lassen, BlackBerry tiefgehenden Zugriff auf ihre Hard- und Software zu geben. Einzige derzeit denkbare Ausnahme könnte hier, ob der bereits ausgeweiteten Zusammenarbeit, künftig Samsung werden.

Für BlackBerry würden durch den Wegfall des Consumer Marktes jedenfalls ungeahnte Ressourcen freiwerden, welche den Fokus auf den Wachstumsmarkt MDM (Mobile Device Management) und Software (Experience Suite, BBM-Plattform) noch weiter konzentrieren lassen.

However: Das BB10 inzwischen „so weit“ bei der Nutzung von Android Apps vorangeschritten ist, ist sicher ein enormer Vorteil für zahlreiche Nutzer. Dennoch muss mit Sicht auf das Gesamtpaket gesagt werden: Schuster, bleib bei deinen Leisten. Androids Apps als Alternative? Ja, gerne. Android Apps als Hauptlösung? Nein. Nein danke!

Wir dürfen gespannt sein, was BlackBerry an der App Front künftig für uns bereit hält. Hoffentlich erfahren wir zur Bekanntgabe der Quartalsergebnisse am 23.06.2015 ein wenig mehr. John Chen nutzt derlei Gelegenheiten ja bekanntlich gerne, den ein oder anderen Hinweis auf seine ihm eigene Art selbst „zu leaken“.

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