Eine zentrale Notfallbenachrichtigung ist in Katastrophenfällen unabdingbar. So kennt man noch die alten Alarmsirenen, welche in ganz Deutschland verteilt sind, doch diese wurden teilweise aus Kostengründen wegrationalisiert. Die Ersatzmöglichkeiten sind entweder unzureichend oder funktionieren schlicht nicht. Ein Dilemma, welches schon seit einem Jahrzehnt vor sich hindümpelt.
Problem
Alarmsirenen können nur mit zwei verschiedenen Abfolgen warnen und mit einer dritten entwarnen. Man erhält keinerlei Details außer der räumlichen Zuordnung. Hört man den Signalton, ist man betroffen.
Stürmt es zum Beispiel und die Sirenen heulen, könnte man schnell denken: “Ja, ich hab den Sturm schon bemerkt. Mach das Ding aus, es nervt nur noch mehr!”
In einem Katastrophenfall läuft auch nicht immer ein Radio oder Fernseher, um eventuelle Ansagen mitzubekommen.
Darüber hinaus müssten in beiden Fällen die Geräte mit Strom versorgt sein.
IST Lösung
Die Apps KatWarn, NINA und Biwapp werden nacheinander herausgebracht. Diese sollen dann die Nutzer lokal informieren.
Alarmsirenen werden weiterhin eingesetzt.
IST Problem
Für solche Apps müssen folgende Voraussetzungen erfüllt sein:
- Smartphone notwendig.
- eingelegte aktivierte SIM-Karte.
- oder funktionierendes WiFi.
- App muss manuell heruntergeladen und eingerichtet sein, vorher muss sich ein Nutzer für eine App entscheiden oder gleich alle installieren.
- Apps kosten Millionen an Entwicklung und Betrieb.
- Backboneverbindung muss bestehen.
Für Sirenen gilt eine mangelnde Informationstiefe.
SOLL Lösung
Cell Broadcast Nachrichten sollen laut EU wie in anderen Länder informieren. Dies hat folgende Vorteile:
- Vergeleichsweise günstig im Betrieb.
- Seit 2G fest im Mobilfunkstandard etabliert.
- Auch Non-Smartphone Geräte können Informationen erhalten.
- Alle in einer Funkzelle bekommen Benachrichtigung ohne Quittierung, daher keine Überlastung der Systeme.
- Selbst IoT-Geräte können die Nachrichten empfangen und optional auch verarbeiten.
- Nachricht kann Stummschaltung auf dem Gerät umgehen.
Soll Problem
- Deutschland hat sich eine Ausnahme für die ab 2022 geltende EU Richtlinie zur Einführung einer Cell Broadcast Lösung erbeten und erhalten.
- Verantwortliche kommen mit dem Thema Datenschutz, obwohl hier gar kein Problem vorliegt. Denn es wird stumpf an jedes in der Funkzelle angemeldetes System die Nachricht verschickt, man kann also kein Tracking oder derartiges durchführen.
- Das Projekt muss ausgeschrieben werden.
- Flächendeckend Empfang.
Fazit
Eines der reichsten Länder schmeißt einen höheren Betrag für Apps und neue Sirenen raus, obwohl es eine günstige zentrale und einfach Lösung gibt. Schade.
Weitere Informationen:
- Sascha Lobo Kolumne im Spiegel
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