Sony Xperia 1 Test

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Viele haben Sony Smartphones gar nicht auf dem Schirm, zu Unrecht wie ich finde. Neben aktiver AOSP Arbeit, bietet das Unternehmen regelmäßige Android Updates und eigene Services. Nach dem XZ1, XZ2 und XZ3 habe ich nun das Xperia 1 als Daily Driver im Einsatz. Im ersten Moment ein riesige Gerät, aber dank 21:9 Display fallen die 6,5 Zoll des Displays nicht negativ auf.

Spezifikationen

Software Android 9.0
SoC Snapdragon 855
RAM 6GB
Speicher 128GB UFS + bis zu 512GB SD-Karte
Akku 3.300mAh
Display 6,5 Zoll QHD HDR OLED
Maße 167 x 72 x 8,2 mm
Tasten Lautstärkeregler, Sperre zum Ein- und Ausschalten, seitlicher Fingerabrducksensor, dedizierte Kamerataste
IP65/58-zertifiziert Ja
Anschlüsse USB-C USB3.1 MHL
Kamera 3*12 MP, 16 / 26 / 52 mm mit F2.4/1.6/2.4
Frontkamera 8 MP, F2.0
Konnektivität BT 5.0, GPS/AGPS+GLONASS+BDS, NFC

Lieferumfang

Weiße große unscheinbare Box, in welcher sich das Smartphone, ein Schnellladegerät mit USB-C auf USB-C Kabel und neben dem Papierkram auch Kopfhörer befinden. Eine Stecknadel für den SIM-Kartenslot braucht man nicht.

Galerie

Hochglanzfotos ohne Fingerabdrücke oder Flusen findet ihr auf der Sony Seite. Das Gerät zieht gerade in schwarz und lila Fingerabdrücke an.

Konfiguration

Ich habe das Gerät an einem BlackBerry UEM betrieben und durch eine Android Enterprise – Premium Aktivierung auch eine berufliche Anbindung. Als Konten und Services laufen demnach: BlackBerry Connectivity (IP Tunnel), 3 Exchange Konten, Facebook, Twitter, Instagram, LinkedIn, Xing, Skype, Telegram, Threema und WhatsApp und BBMe. Bluetooth ist immer aktiv für eine verbundene Smartwatch und Freisprechanlage im Auto.

Hardware

Das 1 ist ein High-End Gerät und das merkt man deutlich in der Bedieunung. Nichts ruckelt, keine Gedenksekunden oder dergleichen. Benachrichtigungs-LED und Stereolautsprecher mit Dolby Atmos runden das Gesamtbild ab.

Haptik

6,5 Zoll, da wird die Einhandbedienung wohl schwer?! Nein.
Zwar wird man zunächst von den 6,5 Zoll erschlagen und ist etwas irritiert, da das gesamte Gerät doch sehr lang gestreckt aussieht. Die Haptik ist aber sehr gut gelungen. Meine Frau nutzt ein iPhone X und dachte zunächst, dass das Sony schmaler sei. Doch die Geräte sind fast exakt gleich breit.
Zudem hat das Sony eine sehr gute Gewichtsverteilung, ist also trotz der Länge nicht kopflastig.

Sony hatte eine Zeit lang den Fingerabdrucksensor an der rechten Geräteseite integriert im Powerbutton. das XZ2 und XZ3 hatten den Sensor auf der Rückseite, nicht schlecht, aber die bessere Lösung ist nun im 1 zurück, jedoch abgeändert.
Viele Medien haben sich darüber zerredet. Teilweise lassen sie das Argument nicht zu, dass Sony den Sensor und den Powerbutton aufgrund von Patentstreitigkeiten getrennt hat. Persönlich muss ich aber sagen, dass diese Lösung noch besser ist.

Es war mit der vorherigen Sensor/Power-Kombination schwierig das Display nur aufzuwecken, um Informationen wie neue Benachrichtigungen zu checken. Dies geht nun charmanter: ein kurzer Druck auf den Powerbutton und das Display wird aufgeweckt. Möchte man das Gerät direkt aus dem Standby Modus entsperren, geht dies auch. Einfach den Finger auf den Sensor legen und das Gerät wird schnell und zuverlässig aufgeweckt und entsperrt.

Auch ein typisches Sony Merkmal ist die dedizierte Kamerataste mit 2-Hub, sprich halb drücken für den Fokus und komplett drücken für ein Foto. Alle Tasten befinden sich auf der rechten Geräteseite.

Das Gerät ist nach IP65/58 zertifiziert und bis zu einem gewissen Grad wassergeschützt. Angenehm finde ich, dass man zum Wechseln der SD-Karte oder der SIM keine Nadel braucht.

Display

Der Bildschirm und die Aufbereitung der Daten macht wirklich Spaß. Es ist ein helles 4k OLED Display, welches dazu auch noch HDR kann. Besonders gefällt mir die Implementierung von Sony und dessen Verbesserungen.

Man kann das Display in den originalen Einstellungen verwenden, welche schon sehr gut sind. Man kann dann eine Automatik hinzuschalten, welche bei bestimmten Situationen den “Creator-Modus” und Videooptimierung aktiviert. Diese Modi schalten dann auf einen anderen Farbraum und bereiten den Inhalt für 4k und HDR auf.

Man merkt wie schon beim XZ3, welches das erste Sony Gerät mit OLED Display war, die Zusammenarbeit der TV und Smartphone Abteilung von Sony.

Eine Eigenart ist aber bereits seit dem XZ1 vorhanden: Das Display ist in manchen Situation dunkel eingestellt und die Automatik braucht einen Tick länger als bei anderen Smartphones, um die korrekte Helligkeit einzustellen.

Aber der Pluspunkt schlechthin ist, dass man deutlich mehr Inhalt auf dem Display hat. Durch die Länge bekommt man sehr viel mehr dargestellt, egal ob zum Beispiel Twitter, Word oder Browser. Sony bietet auch eine Splitscreen App an, welche dann zwei Apps gleichzeitig anzeigen kann:

Kommunikation

Wie immer: Messwerte sind mir egal, mir geht es um die Handhabung im realen Leben. Empfangsschatten kann man überall haben, der Dämpfungswert interessiert aber kaum einen.

Netzwechsel laufen problemlos, der Mobilfunkempfang ist sehr stabil. WLAN Empfang ist einen Tick schwächer als bei anderen Geräten, dafür kommt das 1 sehr gut mit mehreren Access Points klar.

Akku

Was war ich doch überrascht. Im Vorfeld haben sich viele beschwert: “nur” 3.300 mAh und kein induktives Laden.

Ja, das induktive Laden fehlt mir auch, aber ich brauche es nicht mehr. Ich komme mit dem Gerät locker durch den Tag. Sony hatte schon immer eine Stärke in Sachen Software (Kamera mal außen vor) und kann im Standby Betrieb punkten.

Diesmal hat Sony auch ein Schnellladegerät mit 18W eingepackt, dank dessen ist das Gerät in 30 Minuten zu 50% geladen. Eine Besonderheit hat Sony aber auch hier wieder verbaut: nutzt man ein originales Ladegerät, kann das Gerät eine adaptive Ladung vornehmen (Samsung kommt mit der nächsten Generation und für iOS13 wird es jetzt schon gehypt).
Es ist für Akkus schädlich, nur unter Volldampf zu stehen. So merkt nach rund einer Woche die Sony Software, wann ihr im Durchschnitt euer Gerät von der Steckdose trennt. Das Gerät wird auf 90% geladen, gehalten und die 100% werden kurz vor dem errechneten Zeitpunkt erreicht. Selbstverständlich wird auch ein gesetzter Wecker als Endzeitpunkt automatisch übernommen. Beim Einstecken des Ladegerätes wird eine Benachrichtigung angezeigt.

Kamera

Sony stellt die besten Kamerasensoren für den mobilen Bereich zur Verfügung. So kann z.B. das Pixel (2) immer wieder punkten. Doch im Falle von Sony merkt man, dass die Software einen großen Anteil an den Ergebnissen trägt. Wobei hier eine stetige Verbesserung merkbar ist.

Im 1 verbaut Sony erstmals eine Dreifach-Kamera: Weit-/Tele-/Zoom-Linse. Die Kamera-UI macht Spaß und ist leicht zu bedienen. Tagsüber sind die Bilder wirklich gelungen, aber man merkt den Umstieg von 19MP des XZ2 und 3 auf 12MP. Bei einem Drittel weniger Pixel gehen klar Details verloren.

Die Kamera macht sehr schöne Fotos, welche nahe an der Realität sind. Keine Überzeichnung, kein übertriebenes HDR. Die Kamera App arbeitet schnell und zuverlässig. Außer bei Gegenlichtaufnahmen oder nachts, da dauert es mal eine Gedenksekunde bis das Bild gespeichert wurde.

Sobald es aber dämmert, nimmt die Leistung ab. Mit einem Huawei Mate 20Pro kann das 1 nicht mithalten. Und trotzdem sind die Fotos brauchbar. So ist mir bei der Verwendung des 1s aufgefallen, dass auch Sony nun eine Langzeitbelichtung kann. Unten sehr ihr Beispiele, welche abends am Meer aufgenommen wurden. Die Inschrift auf dem Stein war in Wirklichkeit kaum zu erkennen.

Einzigartig ist auch der Augen-AF. So erkennt die Software automatisch Gesichert und lässt den Fokus auf den Augen, auch wenn sich das Objekt bewegt.

Dank Weitwinkel kann man auch wirklich schöne Aufnahmen machen, hier bietet Sony sogar eine Fischaugen-Korrektur an. Zwar wird etwas vom Bild weggeschnitten, aber die Verzerrung ist nicht sichtbar.

Flensburger Hafen

Für Videospezialisten hat Sony die hauseigene Kamerasoftware auf das 1 adaptiert und man kann professionell Videos drehen, wobei man alle möglichen Faktoren selbst einstellen kann. Es ist eine extra App und diese verbraucht doch sehr viel Strom. Für mich ist die Software zu komplex, daher eher etwas für Profis.

Software

Seit dem XZ1 gilt für Sony:

Grundlage ist Android und darauf aufbauend hat Sony eigene Dienste implementiert. Ich mag ein reines Android, vermisse dort aber einige Services. Samsung hat sich meiner Meinung stark gebessert und erschlägt einen nicht mehr direkt mit der Quantität der eigenen Services. Sony macht es jedoch charmanter.

Die Oberfläche vom 1 ist nicht mehr ganz so altbacken wie noch beim XZ1. Doch merkt man einen Sparzwang bei Sony. So wurde die hauseigene Wetterapp nicht mehr vorinstalliert. Diese war eh ein Rebranding der AccuWeather App, welche nun vorinstalliert ist. Alle vorinstallierten Apps lassen sich auch deinstallieren. Das Gerät bietet direkt out-of-the-box einen E-Mail Client, Dateiexplorer, Mediengalerie und eine Nachrichtenapp, um nur ein paar hervorzuheben.

Mit allen diesen Apps und Services bin ich durchaus zufrieden.

So ein langes Display, wie soll man da denn die Einstellungen öffnen? Dafür hat Sony eine Funktion im Launcher integriert. Auf dem Homescreen einfach einmal irgendwo nach unten wischen und die Android Schnelleinstellungen sowie Benachrichtigungen werden geöffnet.

Besonders gefallen mir die Assistenzservices. Neben dem adaptiven Laden bekommt man zum Beispiel nach 7 Tagen eine Benachrichtigung, ob man das Gerät nicht mal aus Performancegründen neustarten möchte und bietet auch direkt die Interaktion an.

Der Xperia Assist bietet unter anderem an:

  • STAMINA Modus
    Energiesparmodus, welcher automatisch bei einem bestimmten Wert gestartet werden kann und zwei unterschiedliche Stufen anbietet. Dieser Modus spart immens Energie.
  • Batteriepflege
    Angesprochene adaptive Ladung. Kann auch manuell auf Zeiten festgelegt werden.
  • Smart-Cleaner
    Bereinigt Speicher und RAM.

Updates

In Sachen Updateversorgung kann Sony punkten. Schnell und zuverlässig kommen monatliche Updates, wie auch schon bei den Vorgängern. Auch sind die Geräte in Android Enterprise Recommended gelistet.

SnoopSnitch Test 7.August 2019: Patchlevel 01.07.2019, Android 9.0, 5 gepatcht, 0 missing.

Fazit

Ein durchaus gelungenes Gerät. Leider kam es überteuert und zu spät auf den Markt. Trotzdem bin ich begeistert und kann das Gerät empfehlen.

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